Site Inspection: Spy Museum Berlin
Hauptstadt der Spione
[Update] Das Haus hat sich unter neuem Betreiber und neuem Namen – “Deutsches Spionage Museum“- komplett neu aufgestellt und man hat uns versichert, dass die Kritikpunkte unseres Textes, so wohl heute nicht mehr richtig seien und uns zu einem erneuten Besuch eingeladen. Diese Einladung nehmen wir natürlich sehr gern an und werden uns vorurteilsfrei noch einmal umschauen. Unseren größten Kritikpunk – den Preis – müssen wir auf jeden Fall schon mal zurückziehen, mittlerweile liegen die Kosten bei 12 € für Erwachsene und 8 € Ermäßigt. Das ist gerade als Familie immer noch kein echtes Schnäppchen, ist aber angesichts des Aufwands und der Location ein fairer Deal.
Auch wenn sich keiner traut Zahlen zu nennen, darüber dass Berlin nach dem Mauerbau zur Welthauptstadt der Schlapphüte wurde, ist man sich einig. Schließlich war Berlin DAS Schlachtfeld im Kalten Krieg. Hier haben Amerikaner die Russen ausspioniert, Russen den Franzosen auf die Finger geschaut, Briten haben Nachforschungen über die Deutschen angestellt und gelegentlich standen sich die Agenten einfach nur gegenseitig auf den Füssen rum, kurz eigentlich hat hier Jeder Jeden bespitzelt. (Langsam gehen mir die Synonyme aus.)
Was liegt also näher als Berlin zum Standort von Deutschlands einzigem Spionagemuseum zu machen und sich dafür einen Standort direkt im Epizentrum der Teilung in Ost und West zu suchen. Gefunden haben die Initiatoren des Museums diesen Standort direkt am Leipziger Platz, mitten im ehemaligen Todesstreifen. Auf insgesamt 3.000 m2 wird die Geschichte des Bewahrens und Aufdeckens von Geheimnissen erkundet, von der Antike bis in die Gegenwart. Das 20. Jahrhundert nimmt hierbei naturgemäß eine herausragende Stellung ein. Erfreulicherweise bleibt man hierbei weitestgehend neutral und wertfrei, stellt vielmehr die technische Entwicklung und die einzelnen Protagonisten in den Vordergrund.
Edutainment
Dem modernen Museums-Verständnis, zumindest vieler privat finanzierter Häuser folgend, wird viel Wert auf Interaktion und spielerische Wissensvermittlung gelegt. Hinzu kommt, dass unsere Vorstellung vom Spionage-Geschäft so sehr von Romanen und Filmen geprägt ist, so kommt einem etliches irgendwie bekannt vor. Die Macher nutzen dieses Gefühl und bieten einem an verschiedenen Stellen die Option selbst in die Rolle eines Meisterspions zu schlüpfen. Bestes Beispiel ist der Laser-Tunnel. Man kennt das spätestens aus Mission:Impossible: ein Raum durchzogen von den Laserstrahlen diverser Bewegungsmelder will durchquert werden, um die Beute oder die geheimen Pläne der finsteren, nach Weltherrschaft strebenden Geheimorganisation XY an sich zu nehmen. Leider war am Tag unseres Besuchs die Nebelmaschine kaputt, so dass unsere “Nicht-Ganz-Profi-Kamera” das leider nur in einer Reihe von Standbildern einfangen konnte.
Auch zu der ausgestellten Enigma – eins der letzten verbliebenen Originale – gehören zwei Monitore an denen man sich selbst verschlüsselte Nachrichten schicken kann. Direkt daneben steht eine der Videostationen, an denen ehemalige Spione oder Verantwortliche aus dem Nähkästchen plaudern. Ohne jetzt jedes einzelne Exponat aufzuzählen; es gibt reichlich zu entdecken und auszuprobieren. Bislang ist es in dem Museum auch noch relativ ruhig, so dass man in der Regel nicht wird lange warten müssen, um eine Installation auszuprobieren.
Einziger Wermutstropfen sind die ziemlich saftigen Eintrittspreise (s. u.), deswegen schauen wir aktuell ob wir Sonderkonditionen für unsere Gäste herausschlagen können, als Ergänzung z. B. unserer Mauer-Radtouren.
Infos zum Deutschen Spionage Museum am Potsdamer Platz:
Leipziger Platz 9
10117 Berlin
U-/S-Bahn Potsdamer Platz (Stadtplan)
Geöffnet täglich von 10 – 20 Uhr.
Eintritt 12 €/8 €, Gruppenpreise z.B. für Schulklassen ab 10 Personen 9 €.
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