Radtour in Öl
Berlin-Gemälde aus 300 Jahren
Ich gebe zu, die Überschrift ist ein bißchen hölzern, aber wer von Euch schon mal versucht hat, Google zu überlisten, weiß, dass man manchmal zu komischen Mitteln greifen muss, um sich auf die vorderen Plätze zu katapultieren. Die Idee zu dieser Bildersammlung ist mir bei einer Überblicks-Radtour entstanden, bei denen ich schon regelmäßig einige dieser Gemälde zeige und Gäste immer wieder fragen, was für Bilder das sind. Ich persönlich freue mich immer, wenn ich auf alten Bildern oder Plänen etwas wiedererkenne, trotz der krassen Veränderungen, die Berlin durchgemacht hat. Nicht alle Bilder lassen sich eindeutig einer Radtour zuordnen, aber die meisten Orte fahren wir als Guides regelmäßig an.
Der Kroegel war die mittelalterliche Altstadt, etwa dort zu finden, wo heute der Neptunbrunnen steht. Ein Gewirr kleiner Gassen zog sich südlich und östlich bis an die Spree. Im Gegensatz zu heute, war die Gegend damals sehr heruntergekommen und ein echtes Arme-Leute-Viertel. Gemälde von Michael Adam; Kroegel von 1901.
Eduard Gärtner, Unter den Linden mit Blick auf das Berliner Stadtschloß und Oper (rechts). Diese Ansicht ist tatsächlich bis heute sehr ähnlich anzutreffen, mit dem Reiterstandbild Friedrich des Großen vorne rechts, dem Zeughaus und der Neuen Wache links und bald auch wieder mit dem Schloss.
Carl Hasenpflug, aus dem Jahr 1822. Der Gendarmenmarkt selbst sieht heute fast wieder genauso aus, wenn man mal die umstehenden Gebäude außer Acht lässt.
Der Berliner Dom in seiner vorletzten Inkarnation im Jahr 1825, gemalt von Carl Hasenpflug.
Nachtbeleuchtung, Lesser Ury, 1890. Wie ich finde, eines DER Berlinbilder überhaupt.
Lesser Ury, Berlin Leipziger Straße. Den früheren Werken Urys merkt man eine gewisse Düsternis an, die sich in späteren Jahren langsam verflüchtigt.
Eine weitere Ansicht des Brandenburger Tors, diesmal von Lesser Ury, dessen Umgang mit Licht und den Reflexionen regennasser Straßen ihn einige der stimmungsvollsten Berlin-Bilder hat malen lassen; 1925.
Heute ist der Spittelmarkt nahezu vollständig vom Verkehr vereinnahmt und von schmucklosen Hochhäusern umstanden. Auf dem Bild von Paul Hoeniger aus dem Jahr 1912 lassen sich zahlreiche Läden und Cafés erkennen.
Hans Baluschek hat im Jahr 1895 das Treiben in der Kreuzberger Hasenheide eingefangen.
Über 30 Jahre später malte Hans Baluschek dieses Gemälde der Friedrichsgracht mit der Jungfernbrücke, der ältesten noch erhaltenen Brücke in Berlin.
Den Wilhelmplatz als solchen gibt es heute nicht mehr, aber die Statuen auf dem Bild schmücken heute den Zietenplatz, unweit des damaligen Standorts. Julius Jacob der Jüngere, 1886.
Das Brandenburger Tor, aus dem Pinsel von Ernst Ludwig Kirchner im Jahr 1915.
Blick über Berlin vom Kreuzberg aus (heute: Viktoriapark) mit dem Denkmal für die Befreiungskriege links im Bild. Johann Heinrich Hintze, 1829.
Napoleons Einzug durch das Brandenburger Tor, nach der Eroberung Berlins im Jahr 1806 in einem Gemälde von Charles Meynier. Noch ist die Quadriga an Ort und Stelle, kurze Zeit später jedoch schon demontiert und auf dem Weg nach Paris. Nach der Rückführung durch General Blücher haben die Berliner die Statue angeblich scherzhaft als Retourkutsche bezeichnet und aus der Friedensgöttin flugs eine Siegesgöttin gemacht.
Emil de Cauwer hat diese Ansicht der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße erstellt, auch heute noch ein beeindruckendes Bauwerk, auch wenn nur die Front erhalten ist.
Definitiv kein Zeil bei einer Radtour mit uns (außer auf Anfrage): Borsig’s Maschinenbauanstalt in einer Ansicht von Carl Eduard Biermann aus dem Jahr 1847. Ich finde aber, es verdeutlicht ganz gut einen der Gründe, wieso man als Arbeiter im 19. Jahrhundert nicht wirklich alt geworden ist. Man kann sich vorstellen, wie gut es für die Lungen ist, in diesem Dunst zu Arbeiten – 12-14 Stunden lang.
Johann Georg Rosenberg, 1785. Blick die Klosterstraße hinunter auf die Parochialkirche, einem der – wie ich finde – schönsten Gebäude der Stadt, wenn auch seit dem Weltkrieg ohne Turm. Dieser soll übrigens wieder aufgebaut werden, wenn sich willige Spender finden.
Carl Graebs Gemälde zeigt das alte Rathaus, dass zum Zeitpunkt der Erstellung (1867) schon lange nicht mehr genutzt wurde und vor sich hin verfiel. Reste des mittelalterlichen Rathauses hat man vor einigen Jahren im Zuge der Bauarbeiten für die neue U-Bahnstation “Rotes Rathaus” gefunden.
Dismar Degen, Schloß Monbijou, 1734. Heute befindet sich an dieser Stelle ein kleiner Park, “aufgenommen” ist das Bild quasi von dort wo heute das Bodemuseum steht. Nach relativ starken Kriegsschäden wurde das Schloss von der DDR gesprengt, nachdem es 150 Jahre vorher schon einmal beim Besuch eines Zaren ziemlich übel verwüstet wurde – angeblich. Monbijou heißt übrigens so viel wie “Mein Juwel”.