Museum die Zweite/Trabi-Simulator
Nachdem vor einigen Wochen direkt bei uns in der Kulturbrauerei das Haus der Geschichte seine Ausstellung zum DDR-Alltag eröffnet hat, haben wir uns noch einmal bei der privaten Konkurrenz umgeschaut. Willkommener Anlass war die Vorstellung des weltweit ersten Trabi-Simulators zu der wir eingeladen wurden.
Mit einem Dutzend Medienvertretern gemeinsam entern wir die Domklause, das DDR-Restaurant, was glücklicherweise nicht allzu sehr nach DDR aussieht. Die Einführungsrede/Pressekonferenz durch den Chef Robert Rückel gerät angenehm kurz. Wir studieren also noch einen Moment die “authentische” Speisekarte samt Ketwurst (Hotdog) und Grilletta (Burger) und lassen uns gleich mit der ersten Gruppe in das eigentliche DDR-Museum geleiten.
Der liebevoll restaurierte Trabi war schon vor dem Projekt Simulator (realisiert mit dem Fraunhofer Institut Heinrich Hertz) ein echter Publikumsmagnet. Mehr noch als die Kollegen aus der Kulturbrauerei setzt das DDR-Museum auf das Prinzip “Anfassen”. Martin hat sich direkt als Allererster hinters Steuer geklemmt, mit Beifahrer. Er empfand die Lenkung als etwas zu leichtgängig, was ich dank mangelnder praktischer Erfahrung im Trabi Fahren weder bestätigen noch dementieren kann. Ungewöhnlich war der leicht verklärt-nostalgische Blick, der sich besonders bei älteren Probanden ins Antlitz schleicht. Vielleicht weil lieb gewonnene Erinnerungen an die Jugend in diesen rollenden Pappbechern hochgespült werden, in der Rückschau ist ja vieles irgendwie besser. Mir persönlich war es nicht laut und stinkend genug, um wirklich glaubwürdig zu sein. Allerdings sehe ich ein, dass es Bereiche gibt, bei denen man seinen Gästen zuliebe kompromissbereit sein sollte (Vorschlag an beide Häuser: wie wäre es denn mal mit einem Raum der olfaktorischen Erinnerung – “So roch die DDR”?). Auf jeden Fall ist es eine unterhaltsame Angelegenheit für Ossis und Wessis gleichermaßen; so eine Fahrt durch eine virtuelle Plattenbausiedlung.
Wohnzimmer, Küche und Klo sind voll begehbar, nahezu alle Schranktüren lassen sich öffnen und verbergen interessante Kleinigkeiten. Für mich als Wessi ohne nennenswerte Verwandtschaft im Osten, die zu besuchen sich gelohnt hätte, ist bei DDR-Design immer wieder die extreme Farbigkeit verblüffend, wo ich als Kind dieses Land doch immer als so “grau” wahrgenommen habe. Für mich war der Osten immer irgendwie farblos, graue Autos, graue Häuser, graue Leute, graues Essen und sogar die Luft empfand ich als grau, sobald die S 1 auf ihrem Weg Richtung Norden den Potsdamer Platz unterquerte. Aber das zeigt nur wie unzuverlässig und von Vorurteilen geprägt unsere kindliche Erinnerung ist.Ein persönliches Highlight war für uns der interaktive Abnickverein; eine schöne Versinnbildlichung der Funktion der Blockparteien. Hier dargestellt in typischer Kluft, damit auch jeder gleich weiß, wer gemeint ist, der Vertreter der Bauernpartei im Blaumann und Mütze, die Liberalen im himmelblauen Dreiteiler und der Vertreter der Christdemokraten mit Priesterkragen. Ähnlich einem einarmigen Banditen, bedienen die Gäste einen Hebel, der jeweils eine neue Vorlage zur Entscheidung in der Volkskammer bringt und gleichzeitig die Partei-Heinis synchron die Hände heben lässt. Die lieben Kollegen mit doofen Helmen abzulichten geht auch immer und irgendwie steht er ihm ja, der M56. Der ist Teil eines kompletten Spindes inklusive Uniform und Munitionstasche. Wir waren etwas verwundert, dass angeblich so gut wie Nichts von den Besuchern mitgenommen wird. Wär aber auch egal; das Lager ist prall gefüllt mit Ersatzschrankwänden und DDR-Utensilien.
Auch wenn es schwerfällt: ich enthalte mich an dieser Stelle jeglicher Spekulation zu eventuell bestehenden Verbindungen zwischen Verdauung und Industriedesign. Das Bild mit Martin auf dem Topf hab ich schließlich auch schon nicht bekommen.
Fazit: Schöne Sammlung mit viel Objekten zum Anfassen und eine gute Ergänzung zu unseren Ost-Touren.