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Lichtenberg Radtour

Hauptgebäude des Evangelisches Elisabeth-Herzberge-Krankenhauses

Lichtenberg Radtour – ein Kiez mit Weltgeschichte

Auf unserer nächsten Team-Radtour sind wir in etwas größerer Runde unterwegs. Martin, Wollo, Andi und ich machen uns auf nach Lichtenberg und damit auch zu Andis Wurzeln, der im Ost-Bezirk aufgewachsen ist und hier immer noch lebt.

Rathaus Lichtenberg

Wir starten zentral am S-Bahnhof Frankfurter Allee und halten unweit am Rathaus Lichtenberg zum ersten Mal, um die imposante Fassade zu bestaunen.

Als das imposante Lichtenberger Rathaus 1898 fertig war, war Lichtenberg mit fast 50.000 Einwohnern noch ein Dorf.

Als das imposante Lichtenberger Rathaus 1898 fertig war, war Lichtenberg mit fast 50.000 Einwohnern noch ein Dorf.

Da stellt sich gleich die spannende Frage, warum hat Lichtenberg so ein doch etwas überdimensioniert wirkendes Rathaus? Nachdem Lichtenberg Anfang des 19. Jahrhundert noch ein Dorf mit Fachwerkhäuschen und von Landwirtschaft geprägt war, explodierte die Bevölkerung während der rasanten Industrialisierung. Um das Stadtrecht zu erlangen, benötigte die Gemeinde unter anderem ein repräsentatives Verwaltungsgebäude und lag damit voll im Trend, damals schossen in den Städten und Gemeinden rund um Berlin überall die Rathäuser aus dem Boden. Das Stadtrecht bekam Lichtenberg dann 1907, mit damals schon sage und schreibe 71.000 Einwohner ein ziemlich großes Dorf. Lichtenberg genoss den Status als unabhängige Stadt jedoch nicht lange, 1920 wurde die Stadt in das neu entstandene Groß-Berlin eingemeindet. Vor genau 100 Jahren entstand also das Berlin wie wir es kennen, die damals drittgrößte Stadt der Welt, mit ziemlich vielen prunkvollen jetzt Bezirksrathäusern.

Ehemalige Stasi-Zentrale an der Normannenstraße

Von hier aus radeln wir weiter in ein anderes Kapitel der Berliner und deutschen Geschichte. Der Hof der früheren Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit liegt in seiner ganzen Tristesse vor uns.

Berlin on Bike Team im Hof der ehemaligen Stasi-Zentrale

Wachhäuschen in der ehemaligen Stasi-Zentrale

Wachhäuschen in der ehemaligen Stasi-Zentrale

Für die Stasi bespitzelten am Ende 91.000 hauptamtliche Mitarbeiter und noch einmal doppelt so viele Inoffizielle Mitarbeiter die Bürger der DDR. Damit war der Geheimdienst-Apparat der DDR der größte der Welt, ein IM kam auf 89 DDR-Bürger. Am 15. Januar 1990 demonstrierte eine riesige Menschenmenge für die Auflösung des immer noch aktiven Geheimdienstes und versuchte die weitere Vernichtung der Akten zu verhindern, 2000 der Demonstranten besetzen in der aufgeheizten Stimmung das Gebäude. Das Stasi-Museum nahm noch im selben Jahr die Arbeit auf, dort kann man das Arbeitszimmer des Leiters der Stasi Mielke im Original besichtigen und mehr über die Arbeit des gewaltigen Überwachungsapparats erfahren. Auf dem Gelände befindet sich außerdem das Stasi-Unterlagen-Archiv, wo auch heute noch geschredderte Akten zusammengesetzt werden und ehemaligen DDR-Bürgern die Einsicht in ihre Akten ermöglicht wird. Hier findet man auch das Archiv der Robert-Havemann-Gesellschaft mit seiner umfangreichen Sammlung zur DDR-Opposition, die auch die interessante Open-Air-Ausstellung im Hof zu “Revolution und Mauerfall” betreibt. Mehr über das Leben in der und den Untergang der DDR erfahrt ihr auf unserer Osten-Tour, bei der wir auch der Stasi-Zentrale einen Besuch abstatten.

Landschaftspark Herzberge

Weiter geht die Fahrradtour zum Landschaftspark Herzberge. Das Gebiet um das Evangelische Königin-Elisabeth-Krankenhaus Herzberge hält einige Überraschungen für uns parat, so grasen hier 50 Rauhwollige Pommersche Landschafe und in der Stadtfarm werden Fische und Gemüse gezüchtet.

Radfahrer im Landschaftspark Herzberge

Gewächshäuser Stadtfarm Berlin

Der Bezirk Lichtenberg hat im Landschaftspark Herzberge seit 2004 einige Modellvorhaben zur urbanen Landwirtschaft angeschoben, wie man sieht mit einigem Erfolg. Hier sieht man Gewächshäuser der Stadtfarm.

Ein Löwe und viele Schafe am Landschaftspark Herzberge

Ein Löwe und viele Schafe am Landschaftspark Herzberge

Im Hofladen der Stadtfarm kann man hier angebaute Salate,, Gemüse und Kräuter sowie mit der AquaTerraponik-Methode gezüchteten Fisch kaufen. Es gibt auch Markttage und auf dem Gelände herrscht reger Betrieb.

Im Hofladen der Stadtfarm kann man hier angebaute Salate,, Gemüse und Kräuter sowie mit der AquaTerraponik-Methode gezüchteten Fisch kaufen. Es gibt auch Markttage und auf dem Gelände herrscht reger Betrieb.

Königin-Elisabeth-Krankenhaus Herzberge

Von hier aus machen wir noch einen lohnenswerten Abstecher zum Krankenhaus. Hier kommt wieder eine interessante Frage auf, bis wann lief das Krankenhaus unter dem Namen “Städtische Irrenanstalt”, unter dem es hier 1893 am Stadtrand erbaut wurde? Wollo hat es nämlich unter dieser Bezeichnung noch auf einem Stadtplan gefunden, der in den 70ern in seinem Kinderzimmer hing. Kann das überhaupt sein, dass der Ort noch so lange unter diesem Namen lief? Wie der Name auf dem Stadtplan landete, wissen wir nicht, aber die Einrichtung wurde schon 1925 offiziell in Städtische Heil- und Pflegeanstalt Herzberge umbenannt. Zu Wollos Jugendzeiten gab es auf jeden Fall noch den Spruch “Sind’s die Nerven, geh zu Elli.” War das Gelände damals noch als Schreckgespenst für Kinder geeignet, wirkt der Komplex mit den vielen Klinkerbauten zwischen ausgedehnten Grünanlagen heute regelrecht idyllisch.

Hauptgebäude des Evangelischen Elisabeth-Herzberge-Krankenhauses. Im 19. Jahrhundert hat man wirklich sehr schöne Krankenhäuser gebaut.

Hauptgebäude des Evangelischen Elisabeth-Herzberge-Krankenhauses. Im 19. Jahrhundert hat man wirklich sehr schöne Krankenhäuser gebaut.

Gedenkstätte der Sozialisten

Vom Landschaftspark aus gelangt man direkt auf den Zentralfriedhof Friedrichsfelde und zu einem weiteren Highlight unserer Radtour – der Gedenkstätte der Sozialisten.

Auf dem Podium an der Gedenkstätte der Sozialisten trat die SED-Parteispitze bei den Großdemos zum Gedenken an Liebknechts & Luxemburgs Ermordung versammelt auf.

Auf dem Podium an der Gedenkstätte der Sozialisten trat die SED-Parteispitze bei den Großdemos zum Gedenken an Liebknechts & Luxemburgs Ermordung versammelt auf.

SPD-Gründer Wilhelm Liebknecht war der erste prominente Vertreter der Arbeiterbewegung der auf dem Zentralfriedhof bestattet wurde. Zu seiner Trauerfeier säumten 1900 100.000 Trauernde die Straßen Berlins. Später fand hier auch sein Sohn Karl Liebknecht, KPD-Führer, nach seiner Ermordung 1919 seine letzte Ruhestätte.

SPD-Gründer Wilhelm Liebknecht war der erste prominente Vertreter der Arbeiterbewegung der auf dem Zentralfriedhof bestattet wurde. Zu seiner Trauerfeier säumten 1900 100.000 Trauernde die Straßen Berlins. Später fand hier auch sein Sohn Karl Liebknecht, KPD-Führer, nach seiner Ermordung 1919 seine letzte Ruhestätte.

Hier wurden führende Sozialisten und Kommunisten, von denen viele im Widerstand gegen die Nazis umkamen, beigesetzt. Die DDR schloss an diese Tradition an und viele führende DDR-Funktionäre wie Ulbricht wurden hier bestattet.

Hier wurden führende Sozialisten und Kommunisten, von denen viele im Widerstand gegen die Nazis umkamen, beigesetzt. Die DDR schloss an diese Tradition an und viele führende DDR-Funktionäre wie Ulbricht wurden hier bestattet.

Die Gedenkstätte der Sozialisten hat immer noch etwas beeindruckendes und zeigt, wie wichtig dieser Ort für die Staatsführung der DDR war.

Die Gedenkstätte der Sozialisten hat immer noch etwas beeindruckendes und zeigt, wie wichtig dieser Ort für die Staatsführung der DDR war.

Ich darf für die Kollegen zum "Volk" sprechen so wie früher die Parteivorsitzenden.

Ich darf für die Kollegen zum “Volk” sprechen so wie früher die Parteivorsitzenden.