Impressionen vom Parking Day Berlin 2014
Parkplätze zu Parks in Berlin Mitte
Nach langen Diskussionen hatten sich die Parking-Dayler entschlossen in diesem Jahr die Tucholsky- bzw. Linienstraße zu entern. Die Linienstraße ist nicht nur eine der ersten Fahrradstraßen in Berlin, sondern nach wie vor eine der gefährlichsten Straßen überhaupt für Radler. Das liegt hauptsächlich daran, dass sie für viele Autofahrer als Ausweichroute zur chronisch überfüllten Torstraße dient. Ansonsten gibt es nicht ganz so viele Anwohner in der Gegend, dafür mehr Touristen. Insgesamt hat sich das als weise Entscheidung erwiesen; im Gegensatz zum Parking Day 2013 gab es deutlich weniger Diskussionen mit parkplatzsuchenden Anwohnern.
Aber von Anfang an.
Normalerweise geht der erste Blick nah dem Weckerklingeln Richtung Smartphone und Kaffeemaschine. Am Freitag des Parking Day stürze ich erst mal zum Fenster um zu schauen, wie treffsicher der Wetterbericht wohl war. Yes! Strahlender Sonnenschein und das Versprechen auf 23°. Also schnell in die Klamotten gesprungen und in die Kulturbrauerei geradelt, Werkstatt, Liegestühle und sonstiges Equipment auf das Cargobike geworfen. Kaum sind wir fertig mit Aufladen beginnt ein feiner und steter Regen. Na toll, ein weiteres Event im Regen (Ihr erinnert Euch; Sternfahrt? Parking Day 2013). Zum Glück macht Fahrradfahren gute Laune. Und die vielen freundlichen Menschen vor Ort, die uns auch noch mit ein paar Pflanzen aushelfen (Futurzwei und Prinzessinnengarten), ein halbwegs ordentlicher Kaffee und die Ankunft von Willy (Klara Geist) mit ordentlich Musik, lassen unseren Optimismus wieder wachsen. Zu Recht wie sich später herausstellt.
Unsere kleine Kunstaktion (ja, uns ist keine Ausrede zu doof, uns die Finger schmutzig zu machen) ist allerdings erst mal vertagt, bis die Straße trocken genug ist, um unsere Leinwand auszurollen. Dafür passieren an der Ecke gegenüber drastische Dinge. Auf einmal liegt ein Mann im Anzug auf der Straße. Hilfsbereite Passanten und Parking-Day-Teilnehmer eilen herbei, bloß um vom Unfallopfer selbst beruhigt zu werden. Es handelt sich um eine Aktion von Heinrich Stößenreuther (Clevere Städte ), mit der auf die Gefahren des “Dooring” aufmerksam gemacht werden soll. Ziemlich bildlich und wirkungsvoll. Ich weiß aus eigener schmerzvoller Erfahrung wie wichtig ausreichend Abstand zu sich öffnenden Autotüren ist, also nehmt Euch den Platz!
Stressfreier Parking Day
Irgendwann taucht dann auch die Rennleitung auf, einer von den Kollegen martialisch mit Splitterschutzweste gewandet. Nach einigen Telefonaten ist die Ordnungsmacht aber schließlich überzeugt, dass von uns Fahrrad-Extremisten keine wirkliche Gefahr ausgeht. Das bleibt den ganzen Tag so. In schöner Regelmäßigkeit kommen ein paar Uniformierte vorbei, sehen sich um und ziehen wieder ab. Richtig Ärger mit Anwohnern gibt es auch nicht. Einmal nur müssen wir einen Platz räumen, weil wir übersehen haben, dass er ausschließlich für Anwohner reserviert ist. Mit der Ruhe ist es schlagartig vorbei, als das Ordnungsamt auftaucht. Offensichtlich hat eine Anwohnerin Anzeige wegen Ruhestörung erstattet, obwohl Willy’s Boombike nur moderat aufgedreht ist. Und da sie nun schon mal da sind, fällt ihnen auf, dass wir womöglich eine ungenehmigte Umwidmung öffentlichen Straßenlandes in eine Eventfläche betreiben. Während Heinrich noch mit dem Ordnungsamtsleiter von Pankow telefoniert (der ist zwar nicht zuständig, aber seine Einschätzung hat dennoch Gewicht) packen die ersten schon ein. Letztlich endet es damit, dass die Polizei dem Ordnungsamt erklärt, alles hätte seine Richtigkeit. Ich finde es dennoch irgendwie bezeichnend, dass sich Diejenigen mit echter Autorität (die Polizei) entspannt geben, während die uniformierten Verwaltungsangestellten ihr Regelbuch ausbuddeln. Im Endeffekt waren wir ohnehin am Einpacken, aber ärgerlich ist es dennoch.
Ride What You Like!
Irgendwann wird es trocken genug, dass wir unsere Skizzenrolle ausbreiten können. Passenderweise hat sich Martin aus dem Büro verdrückt und beginnt Leute einzufangen und durch unsere Farbklekse zu lotsen. Die Idee: so vielfältig Berlins Menschen sind, so vielfältig sind auch ihre Räder. Wir sagen selbsternannten Bikestyle-Polizisten den Kampf an: Ride What You Like – Hauptsache Bike. Egal ob Mountain-, Trekking oder Handbike, Rennrad, Hollandschaukel oder Tandem; wir sind alle Radfahrer. Letztlich hat es einfach unfassbar viel Spaß gemacht mit (natürlich wasserlöslichen) Fingerfarben rumzusauen und unseren Stand mit den Ergebnissen zu tapezieren. Der Abendschau ist dazu das – etwas kalauernde – Wortspiel der abgefahrenen Kunst eingefallen und der Aspekte-Moderator Jo Schück hat sich sogar selbst getraut.
Fazit:
Wie schon im letzten Jahr eine sehr schöne Veranstaltung – mit besserem Wetter und noch mehr Presse-Echo. Insgesamt ist es sehr erfreulich, dass sich die Szene immer besser vernetzt und der Parking Day weiter wächst. Wir sehen uns im nächsten Jahr mit noch mehr Parks und Menschen!
Echo auf den Parking Day 2014
- Beitrag in der RBB-Abendschau
- Morgenpost
- Tagesspiegel
- Video bei N24
- Video bei Welt Online
- Alle Macht den Rädern
- Interview bei Flux FM
Wenn Ihr noch mehr Sachen findet sagt uns Bescheid. Vielen vielen Dank auch Thore Rehbach für seine tollen Fotos