Berliner Fahrradschau 2014 Teil 1: Bikeporn
Fahrradmesse in der Station Kreuzberg
Update: Hier geht es zu Teil 2
Am vergangenen Wochenende fand zum mittlerweile 4. Mal die Berliner Fahrradschau statt. Im Gegensatz zur gleichzeitig gestarteten VELO Berlin, die am kommenden Wochenende in den Messehallen am Funkturm steigt, ist die BFS eher eine Messe für kleine Anbieter und Freaks. Das bedeutet einerseits, dass sich die Aussteller auf fachkundiges Publikum einstellen können, andererseits aber auch eine Menge durchgestylter Vollbart-Träger, die irgendwie zur Messenger-Szene gehören möchten. Insgesamt alles sehr “urban”, also viele Fixies im Retrolook und handgemachtes Zubehör, relativ wenig eBikes und die eindeutig lustigeren Events. Dadurch, dass sich die VELO-Berlin eher auf die StiNo-Radler (völlig wertfrei gemeint) konzentriert und die BFS auf die stilbewussten Fahrrad-Fundamentalisten, kommen sich die beiden fast zeitgleich stattfindenden Messen wohl auch künftig nicht in die Quere.
Unsere Eindrücke von der BFS 2014
In diesem Jahr hatte sich die Ausstellungsfläche deutlich vergrößert und auch der Eventbereich ist gewachsen. Damit ich armer Blogger mich nicht blamiere bei technischen Fragen habe ich mir Unterstützung in Gestalt unserer Werkstatt-Wizards Daniel und Robert geholt, die netterweise auch als Model zur Verfügung standen. Als wir es nach einer knappen Stunde endlich geschafft hatten uns von dem Stand mit den 90er-Jahre Mountainbikes zu verabschieden waren die ersten Eindrücke eher enttäuschend. Haufenweise schicke, slicke Bikes ohne Gangschaltungen, die zwar schon irgendwie sehenswert waren, aber eben letztlich doch relativ austauschbar. Wir begannen zu befürchten, dass das langweilig werden könnte. Weit gefehlt, wie sich in den nächsten Hallen zeigen sollte. Aber genug gelabert, wir lassen Bilder sprechen.
Bahn-Rennmaschine von www.berlinbikelab.com. Das war der erste Moment (nach den Classicbikes) bei dem uns gemeinschaftlich der Sabber in den Kragen gelaufen ist.
Aus der gleichen Schmiede kommt The Evil Bike, ein eBike, das bis zu 45 Sachen macht und dementsprechend einen Führerschein erfordert 😉 Die krassen Reifen sind da nur das Sahnehäubchen – oder es ist einfach eine sehr stylische Methode die Leute zu ein wenig mehr Bremshygiene zu erziehen, damit die nicht immer die Reifen blockieren.
Wunderschön gearbeiteter Stahlrahmen mit filigranen Muffen und verkupferter Klingel
Schöne grafische Lackierung am Stand von Ritte Cycles
Lecker: gewichtsoptimiertes Kettenblatt
Details
Hope waren auch da, ohne Worte was die Jungs aus einem Block Aluminium zaubern, ab einem gewissen Punkt wird es fast egal wie das Zeug funktioniert, oder? Na gut bremsen sollten sie schon.
Eins der absoluten Highlights der BFS, war der Stand von Tobias und Stephan. Stephan lötet unter dem Namen Le Canard wunderschöne Rahmen zusammen. Besonders angetan hat es mir diese verkupferte Schönheit. Selten ein derart tolles Oberflächenfinish gesehen.
Nette Detaillösung; ein Ausfallende, dass sich zum Kettenspannen nicht vollständig verschiebt, sondern um eine Achse dreht. Ehrlich gesagt waren wir zu sehr vom Aussehen geflasht, als dass wir Stephans Erklärungen wozu das gut ist, noch wirklich hätten folgen können.
krallenlosen Aheadklemmung. Eine Platte unter er Gabel dient als Gegenhalter für einen Schaltzug. Im Steuerrohr befindet sich das Gegenstück, das zusätzlich ein Gewinde aufweist, über das die Aheadschraube Spannung aufbaut. Vorteil: man muss keine Krallen mehr einschlagen, die lösen sich nicht mehr und allgemein scheint das doch eine sehr elegante Lösung zu handeln.
Wer von Euch ein Exzentriker-Tretlager von Trickstuff sein eigen nennt hat es dem großen Mann neben Robert zu verdanken. Tobias hat sich das Ganze ausgedacht, verkauft und tüftelt schon an der nächsten genialen Detaillösung, nämlich der
Motivation immer im Blick: Wenn Euch unterwegs mal der Mut verlässt, reicht der Blick aufs Oberrohr: Live your dreams – ride your bike!
Völlig umgehauen hat uns auch der Stand von Big Forest. Unendlich viel Liebe zum Detail, perfektes Finish und das Ganze aufgebaut mit echten Ausstattungsleckerbissen, wie den Paul-Bremsen. Während das ganze Gefährt nahezu perfekt wirkte, ist der Logo-Badge fürs Steuerrohr bewusst etwas ranzig und “handgemacht” und schafft so einen schönen Gegensatz.
Auch Cannondale war da, allerdings insgesamt eher enttäuschend – quasi kein Stand-Design und nur 5-6 Räder. Diese schöne Kurbel war hingegen absolut sehenswert.
Am Stand der Leichtbau-Götter von tune ließ sich ganz gut nachvollziehen, wie viel Arbeit es macht, einen Nabenkörper aus einem Alublock zu fräsen. Machen aber alle so, wie wir zu meiner Enttäuschung erfahren haben.
Portus-Cycles hat sich unter anderem auf die Fahne geschrieben endlich Laufräder mit kinder-adäquatem Gewicht zu bauen. Sehr löblich finden wir, aber ob sich für dieses 2,1 kg leichte Schmuckstück wirklich Käufer finden, wagen wir bei einem Preis von 2.700 € dann doch zu bezweifeln.
Macht aber Nichts, das Ding ist trotzdem der Hammer, mit kompletter tune-Ausstattung und traumhaften Nähten.
Eine nicht ganz so luxuriöse Variante wurde live während der beiden Messetage gebaut und Sonntag Abend verlost.
Schöner Rücken kann auch entzücken. Das gilt auch für so filigran gearbeitete Hinterbauten, mit dicken Reifen.