The Gate am Brandenburger Tor
Neue Multimedia-Attraktion am Pariser Platz
Update 18.01.2021: The Gate ist mittlerweile geschlossen. Unseren Eindruck wollen wir euch aber trotzdem nicht vorenthalten.
Das Brandenburger Tor gehört nicht nur zu jeder Sightseeing-Tour beim ersten Berlin-Besuch sondern ist auch für Alteingesessene ein immer noch lebendiges Symbol von Deutschlands und Berlins Teilung durch die Mauer. Im Halbkreis schwang sich das Bauwerk hier als mehrere Meter breites Bollwerk um das Tor herum und machte den Tiergarten für uns Wessis zum Stadtrand. Besonders ist das Tor auch, weil es das einzig Verbliebene von ursprünglich 18 Stadttoren in der Zoll- und Akzisemauer des 18. Jahrhunderts ist.
Vor kurzem nun hat am Pariser Platz mit The Gate eine Attraktion ihre Pforten geöffnet, die sich der wechselvollen Geschichte des wohl berühmtesten Berliner Wahrzeichens widmet. Ihr findet The Gate dort, wo sich bis vor kurzem das Kennedys Museum befand, etwas versteckt in der Ecke zwischen der Französischen Botschaft und Starbucks. Bei unserer Site-Inspection waren wir naturgemäß etwas skeptisch, weil es sich bei The Gate neben einer kleinen Ausstellung eigentlich nur um eine 20-minütige Videoprojektion handelt, für die man aktuell 10€ hinblättert – aber was für eine! Letztlich waren auch die Skeptischsten unter uns am Ende überzeugt.
Nach einer kurzen Treppe kommt man im Untergeschoss in einen geschätzt 25 Meter breiten Raum, der an drei Seiten mit hochauflösenden Videopanels verkleidet ist. In sehr aufwendigen Animationen und Originalaufnahmen wird die bewegte Geschichte des Brandenburger Tors vom Baubeginn 1788 bis heute erzählt. Zusätzlich sorgt ein ausgeklügeltes Soundsystem für echten Raumklang; von vorn, von oben, von den Seiten, von überall her dröhnt zu Beginn der Schau das Marschieren der Napoleonischen Soldaten. Nur wenige Jahre nach ihrer Aufstellung wird die Quadriga mit der Siegesgöttin Eirene Richtung Paris entführt. Nach der Schlacht von Waterloo macht sich der preußische General Blücher auf, um die Retourkutsche heimzuholen. Man spendierte ihr das Eiserne Kreuz, einen preußischen Adler und widmete sie um zur Siegesgöttin – an Frieden war man scheinbar weniger interessiert, nachdem gerade die als unbesiegbar geltende Grande Armee Napoleons geschlagen wurde.
Besonders eindrücklich, teils auch beklemmend, wirken die Ereignisse des 20. Jahrhunderts. Blutrote Swastikas und Goebbels geifernde Reden gehen über zum Grollen der Bomben und dem Sturm des Feuers in den letzten Kriegsjahren. U-Bahnen rattern über Geisterbahnhöfe, Barenboims Ballett der Kräne zerteilt den Abendhimmel des wiedervereinigten Berlins und schon tanzt die Nationalmannschaft auf der Fanmeile. Danach ist erstmal Zeit zum Luft holen, für eine kurze Manöverkritik und den Besuch der Ausstellung. Für uns Tourguides gab es inhaltlich naturgemäß nicht so viel Neues zu sehen und wir konnten alle Bilder einordnen. Für Menschen, die mit der Berliner Geschichte nicht so vertraut sind, empfiehlt es sich unter Umständen, die Show einfach noch ein zweites Mal anzuschauen.
Fazit: The Gate ist ein fesselnder High-Tech-Ritt durch über 200 Jahre Berliner Geschichte, festgemacht am Brandenburger Tor, den wir gerne für einen Besuch empfehlen.
Info The Gate am Brandenburger Tor
Pariser Platz 4a
10117 Berlin
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 10:00 bis 20:00 Uhr
Tickets: 12 € Erwachsene, 9 € Ermäßigt, 6 € Kinder, Unter sechs Jahre kostenfrei; 10€/Person bei Gruppen, Schülergruppen 5 €/Person
Online-Tickets sind jeweils 1 € günstiger
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