Umland Radtour Berlin
Von Erkner nach KW – mit Umwegen
In schöner Regelmäßigkeit aber leider viel zu selten, nutzen wir einen unserer wenigen freien Sommertagen, um das Berliner Umland mit dem Rad zu erkunden. Während uns der letzte Ausflug bis nach Sachsen-Anhalt geführt hat, sind wir am vergangenen Donnerstag erst mal nur mit dem Regio bis zum Stadtrand zur Station Erkner gefahren. Fahrtzeit vom Alex ist nicht mal eine halbe Stunde und ein ganz normales ABC Ticket der BVG reicht. Für gerade einmal 6 Euro landet man mehr oder weniger direkt am Spree-Radweg, dem wir Richtung Süd-Osten folgen, mit dem Ziel Bad Saarow bzw. Storkow.
Statt der gefürchteten Radlermassen und rüttligen Panzerplatten, erwarten uns perfekt geteerte Straßen und Wege, auf denen sich außer uns so gut wie niemand rumtreibt. Kurz hinter Spreenhagen, legen wir eine kleine Expedition ein. Ein verlassenes Verwaltungsgebäude irgendeines landwirtschaftlichen DDR-Betriebs lockt mit kaputten Fenstern und rissigem Parkett zum Überklettern des Zauns. In Berlin ist diese Form des Urban Exploring inzwischen schwierig geworden. Erstens gibt es immer weniger leerstehende Gebäude und zweitens sind diese alle schon tot-fotografiert von den entsprechenden Bloggern. Umso mehr freuen wir uns über dieses kleine Abenteuer am Wegesrand.
Storkow
Zügig radeln wir nach Storkow weiter. Auf der Karte sehen wir, dass es vor Ort ein Fahrradmuseum von Didi Senft gibt, dem roten Teufel der Tour de France, ehemaligen Rad-Rennfahrer und Velo-Konstrukteur. Wie schon beim letzten Mal, war unsere Planung etwas daneben, das Museum bleibt noch eine Stunde geschlossen. Statt zu warten, entschließen wir uns spontan eine Runde um die Seen im Süden und Westen von Storkow zu machen, um dann vor Feierabend zurückzukehren. Das das nicht geklappt hat, könnt Ihr Euch zu diesem Zeitpunkt vielleicht auch schon denken. So richtig warm und sonnig ist es bisher nicht, aber während zur gleichen Zeit in Berlin wieder einmal die Keller voll laufen, bleibt es bei uns trocken. Nach Baden ist uns trotzdem noch nicht so recht zu Mute und so fahren wir von der Burg Storkow über Groß Schauen nach Köllnitz, um in der dortigen Fischerei mit angeschlossenem Museum tagesfrischen Zander zu essen. In einem Wort: exzellent!
Auf der Höhe von Selchow bricht dann endlich die Sonne aus den Wolken hervor und der lichte Wald, durch den wir rasen, fabriziert wunderbare Muster aus Schatten und goldenem Licht. Irgendwann halten wir uns nach Westen, mittlerweile ist der Plan nach Storkow zurückzukehren nur noch Makulatur und wir entscheiden uns dafür, dass mit den Plänen fürs Erste einfach mal sein zu lassen und nach Gefühl weiter zu fahren. Die Straßen bzw. Radwege sind nach wie vor so gut wie gar nicht befahren und gut ausgebaut. Nur für wenige Kilometer führt uns unsere Route uns durch den Wald, aber auch hier ist der Weg fest und halbwegs eben. Wir durchqueren wunderschöne verschlafene Örtchen mit dem typisch mittelalterlichem Dorfanger im Zentrum, mit Kirche, Schmiede und Kirche. Am Wegesrand stehen immer wieder kleine Stände, an denen man sich mit Gemüse oder Honig eindecken kann. Weit und breit ist niemand zu sehen, also nimmt man sich einfach, was man braucht und lässt da was einem angemessen scheint (Gemüse) oder was auf dem Preisschild steht (Honig und Marmelade).
In Blossin machen wir ebenfalls noch mal Pause um ins Wasser zu springen. Wir folgen einfach den Hinweisschildern zum Jugendbildungszentrum. Wahrscheinlich war das Gelände schon zu DDR-Zeiten ein Jugendcamp. Mittlerweile ist die Marina umfangreich ausgebaut, es gibt Stand-Up- und Surf-Boards, Segelboote, Motorboote, Kayaks, eigentlich lässt sich hier alles leihen, was schwimmt. Nach Baden und Bier sehen wir beim Aufbruch noch eine Kletterwand und es steht zu vermuten, dass es noch einige andere Bespaßungsoptionen für den Nachwuchs gibt. Als Nicht-Vater kann ich mir gut vorstellen, dass sich Kids hier ein paar Tage auch ohne ihre Eltern ganz wohlfühlen würden.
Mittlerweile haben wir gute 70 km hinter uns, es ist doch noch ziemlich warm geworden und unser Tatendrang im Wesentlichen gestillt. Zeit doch wieder ein bisschen zu planen. Statt zurück nach Storkow, wollen wir unsere Räder direkt Richtung Königs Wusterhausen (KW) lenken. Bis dahin ist es allerdings schon noch ein Stück weg. Meist folgen wir der Dahme und springen natürlich noch mal ins Wasser. In KW angekommen gibt es wieder einen Regionalexpress, der uns in kürzester Zeit zum Alex fährt.
Fazit: Wunderschöne Speckgürtel-Fahrradtour mit Seen, Wald, fangfrischem Fisch und hübschen verträumten Dörfern entlang der Route. Der schönste Umlandausflug seit langem. Auch wenn das nicht zu unserem Kernangebot gehört; mittlerweile kennen wir uns auch in Brandenburg ganz gut aus und organisieren gerne Radtouren über einen oder mehrere Tage außerhalb Berlins. Man kann so was auch wunderbar miteinander kombinieren, indem man zum Beispiel am ersten Tag die Innenstadt mit Mauer und Kreuzberg erkundet um dann die herrlich grüne Umgebung der Stadt zu erradeln. Also wenn Ihr interessiert seid, schreibt uns!
Kleiner Naturdoku-Bonus: