Radtour zum Schöneberger Südgelände
Gleis-Wildnis im Herzen der Stadt
Ziel unserer Radtour ist der Naturpark im Schöneberger Südgelände. Vom Südkreuz kommend fahren wir ein kurzes Stück westlich der Bahngleise in den Hans-Baluschek-Park, ein schmaler Grünstreifen mit einem perfekt asphaltierten Weg, der insbesondere Skater magisch anzieht, zwischendurch immer wieder aufgelockert duch Basketballfelder, Liegen oder einem kleinen Wäldchen. Heute sind wir aber nicht zum Rollschuhlaufen hier, sondern um endlich mal den Natur-Park Schöneberger Südgelände in Augenschein zu nehmen. Nach wenigen 100m führt eine Brücke über die Gleise auf die andere Seite. Wir wuchten also brav unsere Räder treppauf und treppab, nur um festzustellen, dass man als Radler im Naturschutzgebiet nicht willkommen ist. Hätten wir uns auch denken können, also kleiner Tipp: Wenn Ihr vom Südkreuz kommt lasst die Räder auf der anderen Seite. Als Ausgleich für die sinnlose Schlepperei ist der Automat für die Eintrittskarten kaputt und weigert sich, uns die angezeigten 1 € pro Nase abzunehmen.
Der Naturpark ist auf dem Gelände eines seit den frühen 50er Jahren schrittweise stillgelegten Rangierbahnhofs entstanden und seit 1999 der Öffentlichkeit zugänglich. Pläne aus den 70ern hier einen neuen Güterbahnhof zu errichten sind am Widerstand der Bevölkerung insbesondere der betroffenen Kleingärtner auf der anderen Seite des Parks gescheitert. So hatte die Natur teilweise über 60 Jahre lang Zeit dieses vom Menschen geschaffene Ödland aus Schotter, Schienen und Klinker zurückzuerobern. Gleich am Eingang empfängt uns eine einladende Bank die direkt aufs Gleis montiert wurde, energisch brechen noch junge Birken und Robinien durch die Schwellen, das Sonnenlicht tanzt mit den Blättern und allenthaben lugen rostige Zeugen einer vergangenen Industrie-Epoche durch die Vegetation. Rechts, an der noch aktiven Bahnböschung entlag führt ein befestigter Weg mit bunt besprühten Wänden zum anderen Ende des Parks am Priesterweg. Wir entscheiden uns zunächst für den linken Weg, der bald etwa einen fußbreit über dem Boden durch das eigentliche Naturschutzgebiet führt, um z.B. bodenbrütende Vogelarten die im Schöneberger Südgelände Ihre Jungen aufziehen nicht zu “irritieren”.