Zur Primärnavigation springen Zum Inhalt springen Zur Fußzeile springen
Zurück zum Blog

Berlin schönste U-Bahnhöfe

Nachtszenerie im Bahnhof Paulsternstraße

Die Schönheit liegt im Untergrund

Fast jeder von uns betritt den Untergrund zu den Bahnhöfen der Berliner U-Bahn einmal, wenn nicht sogar täglich. Doch wenn man mal eine Bahn verpasst und warten muss, kann man die Architektur der Bahnhöfe auf sich wirken lassen, die die Geschichte Berlins von der Kaiserzeit an widerspiegelt. Verschiedene Zeitepochen, vom Klinker und Stein des Kaiserreiches über die Poparchitektur der 60er/70er und modernen Bauwerken aus Glas und Stahl des 21. Jahrhundert fanden sichtbar Einfluss in die Gestaltung. Viele Bahnhöfe haben Inspiration aus ihrem Umfeld wie die „Zitadelle“ in Spandau oder die „Schlossstraße“ in Steglitz erhalten.

Ich habe die Winterpause genutzt um mir mal 10 der schönsten U-Bahnhöfe vorzunehmen und euch vorzustellen.

Wittenbergplatz – Zeitreise in der City West

Wer einen Einblick in die Anfänge des Nahverkehrs möchte, ist hier gut aufgehoben. Man sollte  jedoch ein wenig Zeit einplanen, um das imposante Empfangsgebäude auf sich wirken zu lassen. Restauriert wurde das Gebäude in der Nachkriegszeit nach Originalplänen von 1902. Historische Werbung, Geschäfte und Fahrkartenschalter in alten Holzhäuschen und Anzeigetafeln aus dem letzten Jahrhundert geben den Eindruck, in einem Museum zu sein. Die Treppen hinab kommt auf die Bahnsteige der U1, U2 und U3. Zum 50. Geburtstag der Berliner U-Bahn bekam er vom Britischen Stadtkommandanten sogar ein Bahnhofsschild im Stil der Londoner U-Bahn spendiert, das seitdem einen der Bahnsteige ziert.

Eingangshalle des U-Bahnhof Wittenbergplatz.

Zeitreise in der Bahnhofshalle Wittenbergplatz.

Original Londoner U-Bahn Stationsschild im Bahnhof Wittenbergplatz.

Original Londoner U-Bahn Stationsschild im Bahnhof Wittenbergplatz.

Schlossstraße – Faszinierend und Abstrakt

Wie kaum ein anderer Bahnhof steht die Schlossstraße beispielhaft für die Poparchitektur der 70er Jahre.  Bunte Röhren, geschwungene Formen, gelbe Kunststofflampen stechen mir sofort ins Auge. Es gibt auch eine Kuriosität: Jede Richtung der U9 hat seinen eigenen Bahnsteig. Auf der anderen abgesperrten Seite sollte mal die U10 fahren. Mit dem U-Bahn Bauboom in den 70ern wurden zahlreiche Vorleistungen geschaffen. Dieses Jahr wird der Bahnhof saniert, und vieles wird wohl verloren gehen wie der untere Bahnsteig. Verantwortlich für dieses Design-Kleinod zeichnete das Architektenpaar Ralf und Ursulina Schüler-Witte, die unter anderem auch das ICC entworfen haben.

Rote Röhren, gelbe Lampen und geschwungene Formen. Bahnhof Schlossstraße.

Rote Röhren, gelbe Lampen und geschwungene Formen. Schlossstraße.

Der Bahnhof Schlossstraße weist Charakteristische Züge der 70er Jahre auf.

Der Bahnhof Schlossstraße weist charakteristische Züge der 70er Jahre auf.

Heidelberger Platz – Stein und Mosaik

Diese Station beeindruckt durch ihre Bauweise aus Stein und ihr Gewölbe. Die Stadt Wilmersdorf zeigt hier seit 1913 selbstbewusst ihren Wohlstand. Das kreuzförmige Hauptgebäude erinnert wohl nicht ganz zufällig an einen Sakralbau. Wie in einer Kathedrale wird hier geprotzt mit viel Mosaik, Stein und Fliesen.  Die Säulen sind geschmückt mit Tierfiguren, deren Bezug zum Ort sich nicht unbedingt sofort erschließt. Hier lohnt sich auch ein Besuch der Stationen „Hohenzollernplatz“ und „Fehrbelliner Platz“ ebenfalls auf der U3, die im gleichen Stil gebaut wurden. Beobachten lässt sich immer wieder, dass Fahrgäste, die den Bahnhof zum ersten Mal betreten, genau wie ich erstmal ein paar Momente beeindruckt und überwältigt mit großen Augen innehalten.

Berlins schönste Bahnhöfe: Gewölbehalle des Bahnhofes Heidelberger Platz.

Gewölbehalle des Bahnhofes Heidelberger Platz.

Tiere aus Stein wurden in die Säulen des Bahnhofes Heidelberger Platz eingefügt.

Fledermausfigur im U-Bahnhof Heidelberger Platz

Siemensdamm – Schrecken des Kalten Krieges

Ein charakteristischer Bahnhof aus den 80er Jahren. Die Farben stechen einem sofort ins Auge. Der Bahnhof wurde zu Ehren von Werner von Siemens gestaltet, der bei der Errichtung der Berliner U-Bahn prägend mitgewirkt hat. In Wandbildern wird seiner Tätigkeiten gedacht. Etwas versteckt an den Ausgängen findet man hohe Türen mit Lautsprechern und eigenartigen Aussparungen. Im Notfall wird der gesamte Bahnhof abgeriegelt, und als Luftschutzbunker genutzt. Der Bunker soll 14 Tage das Überleben sichern. An vielen Türen bemerkt man Aufschriften wie „Zu den Räumen“. Die Vorstellung, was hier im Ernstfall hier los gewesen wäre, hinterlässt auch 25 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges ein bedrückendes Gefühl.

Charakteristisch für die 80er Jahre und dient auch als Luftschutzbunker: Der Bahnhof Siemensdamm.

Charakteristisch für die 80er Jahre und diente auch als Luftschutzbunker: Der Bahnhof Siemensdamm.

Bundestag – Betonmoderne

Die Linie U55 besitzt aktuell gerade einmal drei Bahnhöfe, die Station Bundestag liegt genau in der Mitte. Für manchen ist das Bauwerk eine kalte Betonwüste, Freunde moderner Architektur freuen sich an seinen klaren Formen. Der Bahnhof ist geprägt durch seine hohen Säulen mit indirekter Tageslichtbeleuchtung. Derzeit wirkt der Bahnhof noch deutlich überdimensioniert, geplant wurde schon mit den Touristenmassen, die hier erwartet werden, wenn der Lückenschluss der U 5  fertig gestellt ist. Voraussichtlich ab 2020 soll die Linie hier fahren, die dann drei zusätzliche Stationen haben wird. In diesem Bahnhof wurde auch schon Partys mit Robbie Williams gefeiert oder die Oper „Die Zauberflöte“ aufgeführt.

Der Bahnhof Bundestag ist im Modernen Stil gebaut worden.

Der jüngste U-Bahnhof Berlins, die Station Bundestag beeindruckt durch seine moderne Gestaltung mit viel Sichtbeton und hohen Decken.

Zitadelle – Eine Reise in die Geschichte Spandaus

Mittelalter? Fast! Die Zitadelle ist eine alte Festung in Berlin Spandau. Der gleichnamige Bahnhof basiert in seiner Architektur auf die Gestaltung der Festung. Rote Klinker, gewaltige Eingänge und schwarz-weiße Türen wie in der Zitadelle. An den Bahnhofswänden hängen alte Fotos und Pläne von der ehemals unabhängigen Stadt Spandau mit Zitadelle. Die Sitzmöglichkeiten sind in Ziegeln eingebaut, was ein besonderes Flair vermittelt.

 

Die Türen sind im Mittelalterlichen Stil gestaltet.

Die Türen sind im Mittelalterlichen Stil gestaltet.

Paulsternstraße – Bunt, Bunt und nochmal Bunt

Der Bahnhof Paulsternstraße ist ein hervorragendes Beispiel für die Architektur von Rainer G. Rümmler, der prägend für die Bahnhöfe der Nachkriegszeit war. Da in der Umgebung keine Inspiration vorhanden war, orientierte sich der Architekt an der Geschichte. Er fand dabei ein Naherholungsgebiet und einen Wald, der sich ursprünglich von hier bis zur Jungfernheide erstreckte. So wurden aus den Pfeilern Bäume, die Sockel der Wände mit Gras und Blumen bewachsen und die Lampen mit Sternen, die einsame Nachtfalter darstellen sollen. Eine Nächtliche Luchlandschaft (Vermoorte Landschaft). Vielen Kritikern ist das zu bunt und prunkvoll. Wir sagen: Wow!

Nachtszenerie im Bahnhof Paulsternstraße.

Nachtszenerie im Bahnhof Paulsternstraße.

Farbenfroh zeigt sich der Bahnhof Paulsternstraße.

Farbenfroh zeigt sich der Bahnhof Paulsternstraße.

Hermannplatz – Eindrucksvoll

Er gilt als einer der eindrucksvollsten U-Bahnhöfe Berlins. Der untere Bahnhof der U7 hat eine enorme Größe und vor allem, über nahezu drei Stockwerke erstreckt sich die Bahnsteighalle. Große Inschriften deuten auf das Baujahr hin: 1926. Sogar der Bahnsteig ist viel zu lang für einen Zug der U-Bahn, was beim zu spät kommen eher unpraktisch ist. Ähnlich wie in der Schlossstraße hat auch der Bahnhof Hermannplatz einen direkten Zugang zum örtlichen Karstadt, das den Bahnhof übrigens maßgeblich finanzierte. Die Säulen mit ihren Stuck wurden bei der Modernisierung 1993 nicht verändert und haben noch die Originalfliesen von 1926.

Berlins schönste U-Bahnhöfe: Großzügige Bahnsteigshalle im Bahnhof Hermannplatz.

Großzügige Bahnsteighalle im Bahnhof Hermannplatz.

Der Bahnhof Hermannplatz wurde 1926 eröffnet und erhielt eine große Bahnsteigshalle.

Der Bahnhof Hermannplatz wurde 1926 eröffnet und erhielt eine große Bahnsteigshalle.

Paracelsus Bad – Ein Römisches Bad oder Inspiration aus Japan?

Wer hier ankommt der hat sofort ein Gefühl von Entspannung. Wie der Bahnhofsname schon errät, wurde der Bau an eine Badeanstalt angelehnt. Besonders die Säulen in der Mitte zeugen davon. Die Decke sticht durch ihre quadratische Form aus Holzbalken heraus. Ich denke da sofort an alte Wände aus Japan. Die Lampen sollen Tropfsteine darstellen. Architekt war abermals Rainer G. Rümmler.

Bahnhosschild "Paracelsus-Bad"

Jugendstil-Deko im U-Bahnhof Paracelsus-Bad.

Wie der Name "Paracelsus-Bad" schon verrät, wurde ein Römisches Bad als Vorbild für die Gestaltung genommen.

Wie der Name “Paracelsus-Bad” schon verrät, wurde ein Römisches Bad als Vorbild für die Gestaltung genommen.

Wie der Name "Paracelsus-Bad" schon verrät, wurde ein Römisches Bad als Vorbild für die Gestaltung genommen.

Deutlich zu sehen ist der Jugendstil.

Mohrenstraße – Mythos Marmor aus Hitlers Reichskanzlei

Wenn man diesen Bahnhof betritt, bemerkt man sofort den roten Marmor und eine düstere Stimmung. Vorbild für die Station nach 1945 war die Moskauer Metro. Bis vor kurzem wurde sogar vermutet, dass der Marmor aus der 1945 gesprengten Reichskanzlei von Hitler stammt. Was durchaus glaubhaft wäre, grenzt die Station doch an die Voßstraße, mitten im ehemaligen Regierungsviertel. Heute stehen hier die letzten Plattenbauten, fertiggestellt noch im Winter 90/91. Aktuelle Untersuchungen haben aber gezeigt, dass der Marmor aus einem anderen Steinbruch abgebaut wurde und nicht aus der Reichskanzlei stammt.

Mohrenstraße: Vorbild in der DDR war die Moskauer Metro.

Mohrenstraße: Vorbild in der DDR war die Moskauer Metro.