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Schafe auf dem Tempelfeld

Irgendwie ein seltsamer Anblick; nur 5 Minuten von den Szenekiezen Bergmannstraße und Kreuzkölln, weiden Schafe mit Blick auf den Fernsehturm.

Herde mit Aussicht

Er versucht, es sich nicht anmerken zu lassen, aber Schäfer Knut ist etwas genervt. Vor drei Tagen hat der einzige Berliner Schäfer, auf Einladung des Allmende-Kontors, mit seiner Herde Quartier auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof bezogen und spielt seitdem geduldig den Erklärbär für die Großstadtkinder. Umso netter, dass er sich auch für mich Zeit nimmt, um ein paar Fragen zu beantworten. “Ich muss hier ja nicht nur Schafe hüten, sondern auch die Menschen” und “Wenn das hier vorbei ist, mach ich drei Kreuze” sind zwei der Sätze, die in dem Zusammenhang fallen, man wird aber den Eindruck nicht ganz los, dass ihn die ganze Aufmerksamkeit irgendwie auch freut. Denn darum geht es letztlich, den Beruf des Schäfers und das, was sie und ihre Tiere für die Landschaftspflege leisten können, sichtbar zu machen. Schon lange ist die klassische Wanderschäferei an sich nicht mehr profitabel. Lediglich 30% der Umsätze macht ein Schäfer mit Lämmern und Wolle, der Rest ist – schlecht bezahlte – Dienstleistung in Sachen Biodiversität. Landschaften, die von Schafen gepflegt werden, binden mehr CO2, verbessern die Filtereigenschaften des Bodens, was unserem Trinkwasser zugute kommt, und bieten einer Vielzahl von Insekten eine Heimat. Nicht zuletzt, sind Schäfer eine Berufsgruppe, die vom Aussterben bedroht ist. Gerade einmal 1.000 Schäfer gibt es noch in Deutschland, die i. d. R. mit wenigen 100 Tieren, durch die Lande ziehen und eine jahrtausendealte Kulturfertigkeit am Leben erhalten.

Knut Kuzznik, sieht ehrlich gesagt genau so aus, wie ich mir einen Schäfer immer vorgestellt habe - na gut, in meinem Kopf hätte er einen Bart und würde selbstgedrehte Zigaretten rauchen, aber Schlapphut und Stab passen.

Knut Kuzznik, sieht ehrlich gesagt genau so aus, wie ich mir einen Schäfer immer vorgestellt habe – na gut, in meinem Kopf hätte er einen Bart und würde selbstgedrehte Zigaretten rauchen, aber Schlapphut und Stab passen.

Irgendwie ein seltsamer Anblick; nur 5 Minuten von den Szenekiezen Bergmannstraße und Kreuzkölln, weiden Schafe mit Blick auf den Fernsehturm.

Irgendwie ein seltsamer Anblick; nur 5 Minuten von den Szenekiezen Bergmannstraße und Kreuzkölln, weiden Schafe mit Blick auf den Fernsehturm.

Eine von gefühlt 100 Kitagruppen denen Schäfer Knut täglich auf dem Tempelhofer Feld seine Arbeit erklärt.

Eine von gefühlt 100 Kitagruppen denen Schäfer Knut täglich auf dem Tempelhofer Feld seine Arbeit erklärt.

Besonders clever sehen sie nicht aus, die Schafe auf dem Tempelfeld.

Besonders clever sehen sie nicht aus, die Schafe auf dem Tempelfeld.

Schäfer Knut mit seinen beiden Hunden und der Herde.

Schäfer Knut mit seinen beiden Hunden und der Herde.

Schäfer Knut mit seinem Hirtenstab auf dem Tempelfeld.

Knut Kuznik, sieht ehrlich gesagt genau so aus, wie ich mir einen Schäfer immer vorgestellt habe – na gut, in meinem Kopf hätte er einen Bart und würde selbstgedrehte Zigaretten rauchen, aber Schlapphut und Stab passen.

All das ist richtig, aber wenn man Knut bei seiner eigentlichen Arbeit beobachtet – also eben nicht bei dem Versuch der x-ten Kitagruppe klar zu machen, dass die Schafe es nur bedingt toll finden, wenn ein Dutzend kreischender Zwerge auf sie zu stürmt, während der Erzieher entspannt daneben steht –  stellt sich in erster Linie das Gefühl ein, dass es irgendwie genau so sein sollte. Mit abwechselnd ruhiger Stimme und schrillem Pfeifen dirigiert er die Herde unaufgeregt von einem Ende der Wiese zum nächsten. Hektisch wird allein sein Hund gelegentlich, der muss allerdings selten ausrücken, Knuts Schafe wissen, was von ihnen erwartet wird.

Danke noch mal für die geduldigen Erklärungen!