Detektivspiele bei Escape Berlin
Die Flucht aus Prenzlauer Berg
…ist zwar nicht ganz so aufregend wie die Abenteuer von Snake Plissken, aber auch der hat irgendwann mal klein angefangen.
Eines der schönsten Komplimente, die man als nebenberuflicher Blogger bekommen kann, sind Emails wie die von Christoph. Christoph arbeitet für Escape Berlin, einen von einem guten Dutzend Detektivspielen in Berlin, bei denen es vornehmlich darum geht, durchs Rätsel-Lösen den Ausweg aus einem geschlossenen Raum zu finden. Christoph schrieb uns im Sommer mit der Frage, ob wir nicht Lust hätten, vorbeizukommen und über unsere Erfahrungen zu berichten. Nach einem fulminanten Saison-Endspurt, der Verpflichtung nichts, aber auch gar nichts Lösungsrelevantes zu verraten und einem kleinen Missverständnis zum Thema Photos, haben wir uns letzte Woche endlich auf den Weg in die Storkower Straße gemacht, um dieser Einladung zu folgen. Danke Christoph! Wir würden sogar noch mal kommen und schreiben, wenn das Horrorspiel fertig ist. 😉
Quasi direkt hinter dem Velodrom befindet sich eines dieser DDR-Neubauviertel, die wahrscheinlich schon unmittelbar nach Fertigstellung einen Hauch von Übergangslösung und Verfall verströmt haben. Große, gesichtslose Klötze sind das und abends um acht pfeift hier nur der Wind zwischen den Häuserschluchten. Na gut, dafür gibt es jede Menge Parkplätze, die S-Bahn ist direkt um die Ecke und die Mieten dürften entsprechend günstig sein, aber wirklich einladend ist die Umgebung an diesem Novemberabend nicht. Allerdings mal unter uns, was zum Geier ist in Berlin im November schon einladend, außer gute Freunde, die zum Thanksgiving-Dinner laden?
Da außer Carmen keiner von uns sieben jemals bei einem Escape-Game mitgemacht hat, sind wir alle etwas aufgeregt und stapfen fröhlich schnatternd in den 4. Stock, vorbei an einem Lasertag-Laden (der uns auch gern mal einladen darf), einem Frauen-Fitness-Studio und noch irgendeinem Unternehmen, das viel Fläche braucht. Eingangsbereich und Flure sind bei Escape-Berlin sachlich schlicht gestaltet und hell erleuchtet. An der Rezeption werden wir von einem freundlichen Mitarbeiter in Empfang genommen, der uns erstmal in einem im Berliner Paletten-Schick eingerichteten Wartezimmer parkt und uns eine gut gelaunte Einführung verpasst.
Nachdem wir versichern, dass keiner von uns an allzu übler Klaustrophobie oder Angst vor Dunkelheit leidet und wir auch ansonsten guter Dinge sind, wird unsere Aufgabe enthüllt. Ich hoffe hier nicht zu viel zu verraten, wenn ich sage, es geht um den Verbleib Sherlock Holmes’. Das Spiel selbst erstreckt sich über mehrere Räume, allesamt authentisch quasi-viktorianisch eingerichtet und mit allerlei Krimskrams bestückt. Der ist mal mehr mal weniger wichtig und hilfreich beim Lösen, muss dementsprechend aber gründlich in Augenschein genommen werden. Nach einer knappen Stunde und einer Handvoll freundlicher Tipps haben wir es geschafft, das Rätsel ist gelöst. Ich persönlich fühle mich etwas dumm, weil ich nicht wirklich etwas zu unserer Freilassung beigetragen habe. Immerhin aber habe ich in regelmäßigen Abständen verschwörerisch genickt und bedeutungsvoll brummelnd irgendwelche Gegenstände in die Hand genommen. Ich war bestimmt drei mal sooo kurz davor alle Rätsel auf einmal zu lösen und in bester Benedict-Cumberbatch-Manier die Wahrheit über den Untergang des Römischen Reiches aus einem Staubfussel zu lesen. Ich wurde dann leider radikal ausgebremst, weil eine(r) meine(r) Mit-Detektive aus dem Nebenraum rief “Ich hab’s”.
Ein paar Wünsche hätte ich für mein nächstes Detektivspiel aber trotzdem; mir ist die Story ein bisschen zu kurz gekommen. Die Geschichte und eigentlich das ganze Rätsel sind lediglich ein Vehikel um Herausforderungen zu meistern, die letztlich jeder aus Spielen wie Tomb Raider kennt, haben aber keinen echten inhaltlichen Bezug. Die Rätsel selbst würden in jedem anderen Kontext genau so gut funktionieren wie Sherlock Holmes. Das macht die Sache nicht weniger kurzweilig aber ein bisschen beliebig. Was außerdem etwas komisch war, dass es mehrere Komponenten gab, wo wir das aktuelle Rätsel gelöst hatten, aber es gar nicht wussten, weil es kein Signal gab, dass sich etwas tut. Man könnte ja irgendwelche Sound-Effekte abspielen – Türenknarzen, ein Klicken, irgendetwas – damit man als Spieler weiß, dass es sich lohnt jetzt nochmal zu schauen. Ansonsten rätselt man weiter, obwohl die aktuelle Aufgabe eigentlich gelöst wäre und man sich dem nächsten Baustein zuwenden könnte.
Das alles tut unserem Fazit aber keinen Abbruch: eine sehr kurzweilige Angelegenheit, die Raum für ein schönes Miteinander bietet, dabei herausfordert ohne zu frustrieren. Escape Berlin kommt definitiv auf die Liste mit außergewöhnlich spaßigen Aktionen, die man mit Freunden oder Familie unternehmen kann.
Alles auf einen Blick zu Escape Berlin:
E-Mail: web@escape-berlin.de
Telefon: 030 3465 580 33
Escape Berlin VR GmbH
Storkower Str. 140
10407 Berlin
Öffnungszeiten: 10:00 bis 23:30 Uhr
Aktuell drei Spiele zur Auswahl, Preise ab 89 € pro Spiel (4 Personen).
Je nach Spiel bis zu 12 Mitspieler.
Eine deutschlandweite Übersicht mit Escape Games findet Ihr unter https://www.escape-game.org/
Die Bilder sind uns freundlicherweise von Escape Berlin zur Verfügung gestellt worden.