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BoBs im Museum: Story of Berlin

Beim Weg in den Keller sind die Treppenabsätze jeweils mit Portraits berühmter Berliner gepflastert. Je länger der Abstieg dauert und je tiefer man in die Geschichte des Nazi-Terrors eintaucht, um so mehr Rahmen bleiben leer. Zunächst wie hier noch mit dem Hinweis

Interaktiv und überraschend gut!

Vorab muss ich ehrlicherweise zugeben, dass wir alle eine gehörige Portion Vorurteile im Gepäck hatten, als wir uns zur zweiten Runde unserer winterlichen Museumsbesuche am Kurfürstendamm trafen. Privates Museum, dann auch noch am Ku’damm direkt bei der Komödie. Irgendwie dachten wir alle, uns erwartet eine lieblos zusammengeschusterte, rein auf Profit getrimmte Ausstellung ohne echten Mehrwert. Wir hätten nicht gröber daneben liegen können.

Der Stadtumriss am Eingang macht deutlich wie schnell Berlin gewachsen ist.

Der Stadtumriss am Eingang macht deutlich wie schnell Berlin gewachsen ist, die äußerste Linie zeigt das noch heute aktuelle Stadtgebiet an, entstanden durch das Groß-Berlin-Gesetz von 1920.  Damals wurden knapp 60 Gemeinden eingemeindet, wodurch Berlin sowohl flächenmäßig als auch von der Einwohnerzahl zu den damals größten Metropolen der Welt zählte. Mehr Menschen wohnten damals nur in London und New York.

Freundlicherweise hat man uns nicht nur den Eintritt erlassen sondern uns, im Rahmen dessen was Touristiker eine “Site-Inspection” nennen, eine Führung angedeihen lassen und zwar durch die Kommunikationsleiterin höchstpersönlich. Mit 230.000 Besuchern jedes Jahr gehört “Story of Berlin” zu den erfolgreichsten rein privat – und profitabel – geführten Museen der Stadt. Ein nicht unerheblicher Teil dieser Gäste sind wie bei Berlin on Bike auch Schüler auf Klassenfahrt. Speziell für diese Zielgruppe ist das Museum denn auch extrem gut geeignet.

Vorne Salon, hinten Revolution, so stellt sich der Beginn der Weimarer Republik dar.

Vorne Salon, hinten Revolution, so stellt sich der Beginn der Weimarer Republik dar.

Ganz hinten im Ku’damm-Karree, das laut immer wiederkehrenden falschen Gerüchten zufolge abgerissen werden soll, liegt der Eingang zur Ausstellung. Vorher standen wir allerdings erst einmal kopfschüttelnd auf dem breiten Bürgersteig und haben uns gegenseitig versichert, wie lange es jeweils her ist, dass wir dieser Ecke West-Berlins einen Besuch abgestattet haben. Viel verändert hat sich in den letzten Jahren nicht, wenn man mal von den Neubauten rund um den Zoo absieht und den auch im bürgerlichen Westen Berlins immer tiefer werdenden Schlaglöchern.

Story of Berlin ist im besten Sinne des Wortes ein interaktives Museum mit klarem, leicht verständlichem Konzept und Wissenshappen in gut verdaubaren Portionen. Immer wieder finden die Museumsmacher starke Bilder, um einzelne Aspekte der Berliner Geschichte zu verdeutlichen. Am Besten gelingt dies immer dann, wenn nicht die großen politischen Entwicklungen im Fokus stehen sondern die Lebensumstände der “normalen Berliner”.

Eines der so eindrücklichen Symbole ist die Wand mit Hitlers Unterschriften. Während zu Beginn noch künstlerische Schnörkel dominierten, wird die Signatur zusehends zur zittrigen Chiffre.

Eines der so eindrücklichen Symbole ist die Wand mit Hitlers Unterschriften. Während zu Beginn noch künstlerische Schnörkel dominierten, wird die Signatur zusehends zur zittrigen Chiffre.

Grundsätzlich lässt sich alles anfassen und ausprobieren, was naturgemäß dazu führt, dass an vielen Stellen lieber Reproduktionen ausgestellt werden als Originale. Bei Schülern als Kernzielgruppe muss man eben auch damit rechnen, dass der eigene Name mit dem Schlüssel in die Rückscheibe von Honeckers Volvo gekratzt wird (leider wirklich passiert).

Der Bunker

Platz für über 3.000 Menschen bot der Atombunker unter dem Ku'damm Karree.

Platz für über 3.000 Menschen bot der Atomschutzbunker unter dem Ku’damm Karree.

Bunker an sich hat man als geschichtsinteressierter Berliner in der Regel schon mehr als einen gesehen, aber ein derartiges Monstrum vermutet man nicht unbedingt direkt unter dem Ku’damm. Im Gegensatz zum Osten, der keine atomsicheren Schutzräume für Zivilisten vorsah, hat der westdeutsche Katastrophenschutz immerhin Platz für einen kleinen Teil der Bevölkerung bereitgestellt. Irgendjemand hätte schließlich die verstrahlte Republik wieder bevölkern müssen. Platz für gut 3.000 Leute bot der Bunker, der nach wie vor als Reserve geführt wird und theoretisch innerhalb von 14 Tagen wieder reaktiviert werden könnte. Vierzehn Tage ist übrigens auch der maximale Zeitraum, den man in diesen Bunkern ausharren könnte, danach wären Wasser, Sprit und Essen zur Neige gegangen.

 Mehr Bilder aus der Story of Berlin:

Entlang einer zentralen Achse, dem Geschichts-Tunnel, öffnen sich verschiedene Themenräume

Entlang einer zentralen Achse, dem Geschichts-Tunnel, öffnen sich verschiedene Themenräume

Ganz wichtig zum Verständnis Berlins ist die Struktur der engen Hinterhöfe mit befestigten Tordurchfahrten, wie man sie heute noch vielerorts findet.

Ganz wichtig zum Verständnis Berlins ist die Struktur der engen Hinterhöfe mit befestigten Tordurchfahrten, wie man sie heute noch vielerorts findet.

Einer der Hinterhöfe dient gleichzeitig als Begräbnis-Stätte. Zwar haben außer zum Ende des Weltkriegs auch die Berliner nicht standardmäßig auf dem Hof verscharrt, aber irgendwo musste die Begräbniskultur ja auch gezeigt werden. War fast gar nicht unheimlich.

Einer der Hinterhöfe dient gleichzeitig als Begräbnis-Stätte. Zwar haben außer zum Ende des Weltkriegs auch die Berliner nicht standardmäßig auf dem Hof verscharrt, aber irgendwo musste die Begräbniskultur ja auch gezeigt werden. War fast gar nicht unheimlich.

Noch eines dieser sehr plakativen Bilder; 70 Jahre deutsche Geschichte in Form von unterschiedlicher Fussbodenbelägen. Hätte man theoretisch auch noch weiter führen können mit Ährenkreis/Zirkel und den polierten, abschliffenen Dielen der schick sanierten Altbauten. Ich finde es immer wieder beeindruckend sich zu verdeutlichen, wie viele Leute es gab und gibt, die im Laufe Ihres Lebens den eigenen Staat mitsamt seiner Ideologie gleich mehrfach haben untergehen sehen.

Noch eines dieser sehr plakativen Bilder; 70 Jahre deutsche Geschichte in Form von unterschiedlicher Fussbodenbelägen. Hätte man theoretisch auch noch weiter führen können mit Ährenkreis/Zirkel und den polierten, abschliffenen Dielen der schick sanierten Altbauten.
Ich finde es immer wieder beeindruckend sich zu verdeutlichen, wie viele Leute es gab und gibt, die im Laufe Ihres Lebens den eigenen Staat mitsamt seiner Ideologie gleich mehrfach haben untergehen sehen.

Beim Weg in den Keller sind die Treppenabsätze jeweils mit Portraits berühmter Berliner gepflastert. Je länger der Abstieg dauert und je tiefer man in die Geschichte des Nazi-Terrors eintaucht, um so mehr Rahmen bleiben leer. Zunächst wie hier noch mit dem Hinweis "Emigration" versehen. Weiter unten häufen sich Selbstmorde und Deportationen. Wie ich finde eines der stärksten Bilder, die das Museum findet.

Beim Weg in den Keller sind die Treppenabsätze jeweils mit Portraits berühmter Berliner gepflastert. Je länger der Abstieg dauert und je tiefer man in die Geschichte des Nazi-Terrors eintaucht, um so mehr Rahmen bleiben leer. Zunächst wie hier noch mit dem Hinweis “Emigration” versehen. Weiter unten häufen sich Selbstmorde und Deportationen. Wie ich finde eines der stärksten Bilder, die das Museum findet.

Beim Blick durch die überdimensionale Kamera der Film-Metropole Berlin wirkt Frau Knudsen doch leicht außer Form geraten.

Beim Blick durch die überdimensionale Kamera der Film-Metropole Berlin wirkt Frau Knudsen doch leicht außer Form geraten.

Die Schwarzmarktzettel vom Schwarzen Brett des Nachkrieg-Berlins sind ein beliebtes Souvenir und müssen regelmäßig ersetzt werden.

Die Schwarzmarktzettel vom Schwarzen Brett des Nachkrieg-Berlins sind ein beliebtes Souvenir und müssen regelmäßig ersetzt werden.

Die Kollegen hinterm Eisernen Vorhang. Gesellschaft leistet Ihnen Big Boy - oder doch Little Man - jedenfalls eine Nachbildung einer der beiden Atombomben, die die USA im August 1945 öüber Japan abwarfen.

Die Kollegen hinterm Eisernen Vorhang. Gesellschaft leistet Ihnen Big Boy – oder doch Little Man – jedenfalls eine Nachbildung einer der beiden Atombomben, die die USA im August 1945 über Japan abwarfen.

Bloß weil draußen der Atoomkrieg tobt, bedeutet das nicht, dass die deutsche Trinkwasserverordnung außer Kraft gesetzt würde. Nur logisch, dass es im Bunker eine "Enteisenungsanlage" gibt, um das metallhaltige Berliner Wasser aufzubereiten.

Bloß weil draußen der Atomkrieg tobt, bedeutet das nicht, dass die deutsche Trinkwasserverordnung außer Kraft gesetzt würde. Nur logisch, dass es im Bunker eine “Enteisenungsanlage” gibt, um das metallhaltige Berliner Wasser aufzubereiten.

Eine der Geschichten, die auf unseren Touren immer wieder ungläubiges Kopfschütteln hervorrufen sind die 10.000en Geruchsproben, die die Stasi gesammelt hat.

Eine der Geschichten, die auf unseren Touren immer wieder ungläubiges Kopfschütteln hervorrufen sind die 10.000en Geruchsproben, die die Stasi gesammelt hat.

Die Markierungen an der Bunkerdecke zeigen an, wo die Stützpfeiler der vielen Betten eingeklemmt werden sollten.

Die Markierungen an der Bunkerdecke zeigen an, wo die Stützpfeiler der vielen Betten eingeklemmt werden sollten.

Facts:
web: http://www.story-of-berlin.de/
Kurfürstendamm 207-208 im Kudamm Karree
10719 Berlin
https://goo.gl/maps/ZM5GK
Telefon: 030 / 887 20 100 (Mo-Fr, 09-18h)

Täglich 10:00 bis 20:00
Preise: 12 € Erwachsene
9 € ermäßigt
5 € Kinder 6-16
Gruppen mit Schülern ab 8 Personen zahlen ebenfalls 5 €, bitte mit Anmeldung. Für jeweils 10 Schüler darf ein Lehrer kostenfrei mit. Die normalen Bunkertouren finden stündlich statt und brauchen keine Anmeldung.