BoBs im Museum: Story of Berlin
Interaktiv und überraschend gut!
Vorab muss ich ehrlicherweise zugeben, dass wir alle eine gehörige Portion Vorurteile im Gepäck hatten, als wir uns zur zweiten Runde unserer winterlichen Museumsbesuche am Kurfürstendamm trafen. Privates Museum, dann auch noch am Ku’damm direkt bei der Komödie. Irgendwie dachten wir alle, uns erwartet eine lieblos zusammengeschusterte, rein auf Profit getrimmte Ausstellung ohne echten Mehrwert. Wir hätten nicht gröber daneben liegen können.
Freundlicherweise hat man uns nicht nur den Eintritt erlassen sondern uns, im Rahmen dessen was Touristiker eine “Site-Inspection” nennen, eine Führung angedeihen lassen und zwar durch die Kommunikationsleiterin höchstpersönlich. Mit 230.000 Besuchern jedes Jahr gehört “Story of Berlin” zu den erfolgreichsten rein privat – und profitabel – geführten Museen der Stadt. Ein nicht unerheblicher Teil dieser Gäste sind wie bei Berlin on Bike auch Schüler auf Klassenfahrt. Speziell für diese Zielgruppe ist das Museum denn auch extrem gut geeignet.
Ganz hinten im Ku’damm-Karree, das laut immer wiederkehrenden falschen Gerüchten zufolge abgerissen werden soll, liegt der Eingang zur Ausstellung. Vorher standen wir allerdings erst einmal kopfschüttelnd auf dem breiten Bürgersteig und haben uns gegenseitig versichert, wie lange es jeweils her ist, dass wir dieser Ecke West-Berlins einen Besuch abgestattet haben. Viel verändert hat sich in den letzten Jahren nicht, wenn man mal von den Neubauten rund um den Zoo absieht und den auch im bürgerlichen Westen Berlins immer tiefer werdenden Schlaglöchern.
Story of Berlin ist im besten Sinne des Wortes ein interaktives Museum mit klarem, leicht verständlichem Konzept und Wissenshappen in gut verdaubaren Portionen. Immer wieder finden die Museumsmacher starke Bilder, um einzelne Aspekte der Berliner Geschichte zu verdeutlichen. Am Besten gelingt dies immer dann, wenn nicht die großen politischen Entwicklungen im Fokus stehen sondern die Lebensumstände der “normalen Berliner”.
Grundsätzlich lässt sich alles anfassen und ausprobieren, was naturgemäß dazu führt, dass an vielen Stellen lieber Reproduktionen ausgestellt werden als Originale. Bei Schülern als Kernzielgruppe muss man eben auch damit rechnen, dass der eigene Name mit dem Schlüssel in die Rückscheibe von Honeckers Volvo gekratzt wird (leider wirklich passiert).
Der Bunker
Bunker an sich hat man als geschichtsinteressierter Berliner in der Regel schon mehr als einen gesehen, aber ein derartiges Monstrum vermutet man nicht unbedingt direkt unter dem Ku’damm. Im Gegensatz zum Osten, der keine atomsicheren Schutzräume für Zivilisten vorsah, hat der westdeutsche Katastrophenschutz immerhin Platz für einen kleinen Teil der Bevölkerung bereitgestellt. Irgendjemand hätte schließlich die verstrahlte Republik wieder bevölkern müssen. Platz für gut 3.000 Leute bot der Bunker, der nach wie vor als Reserve geführt wird und theoretisch innerhalb von 14 Tagen wieder reaktiviert werden könnte. Vierzehn Tage ist übrigens auch der maximale Zeitraum, den man in diesen Bunkern ausharren könnte, danach wären Wasser, Sprit und Essen zur Neige gegangen.
Mehr Bilder aus der Story of Berlin:
Facts:
web: http://www.story-of-berlin.de/
Kurfürstendamm 207-208 im Kudamm Karree
10719 Berlin
https://goo.gl/maps/ZM5GK
Telefon: 030 / 887 20 100 (Mo-Fr, 09-18h)
Täglich 10:00 bis 20:00
Preise: 12 € Erwachsene
9 € ermäßigt
5 € Kinder 6-16
Gruppen mit Schülern ab 8 Personen zahlen ebenfalls 5 €, bitte mit Anmeldung. Für jeweils 10 Schüler darf ein Lehrer kostenfrei mit. Die normalen Bunkertouren finden stündlich statt und brauchen keine Anmeldung.