04/06 1989 Tiananmen and Poland/Polen
One day – two signals
1. In Beijng military and militarized police break up the largest protests in modern-day China on Tiananmen Square, that were demonstrating for basic rights like democracy, freedom of speech and travel. These were basically the the same demands, protestors in Leipzig, Berlin and other cities were voicing – and the Chinese government was made up by a group with no fundamental differences in their outlook on these things compared to the SED (state party of the former GDR). The big difference in the end being, that East-German soldiers didn’t shoot at their countrymen, although no-one could’ve known that at the time. It’s crucial to remember that the people who were active in the GDR opposition really did risk their lives – even if in the end nobody died. It also helps to realize that things would’ve happened very differently if everyone had followed orders – but that’s a story for a later day.
So, we have two powerful signals to opposition forces around the world that couldn’t be any more contradictory. We have the Chinese showing the world it will only end in blood and tears if you ask for change. And not only that, it showed China’s communist party will be absolutely relentless and completely unrestrained in fighting those that threaten their rule and privilege. And then we have Poland, showing how quick change can come, once the authorities show any weakness. A fundamental difference between the two countries was their relation to the Soviet Union. Poland like the rest of the Warszaw pact countries up until then enjoyed a somewhat limited independence, with the SU always having the last word when security and military matters were concerned. Once Russia declared the Eastern block free to make all their own decisions and shooting at demonstrators would have meant local soldiers would have to pull the trigger, it became much harder to hold on to power in the face of widespread opposition. The Chinese on the other end, were always fiercely independent and they never had to rely on outside forces to secure their rule. So you could say, the fact, that the Soviet Union had so much influence earlier, made it much harder for communists in Eastern Europe to hold on to power on their own.
Zwei Signale
Der 4. Juni 1989 war das Datum zweier widersprüchlicher Ereignisse, die zwar keinen direkten Einfluss auf die friedliche Revolution hatten, aber quasi den Hintergrund bilden, vor dem wir die folgenden Wochen betrachten.
1. In Peking werden die bisher größten Demonstrationen (von den Behörden als konterrevolutionärer Aufstand beschrieben) auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen) vom chinesischen Militär gewaltsam aufgelöst. Bei dem brutalen Einsatz kommen vermutlich über 2.600 Personen ums Leben. Interessant dabei ist, dass es letztlich um die gleichen Forderungen ging wie in der DDR und die Machthaber prinzipiell aus dem gleichen Holz geschnitzt waren, mit dem großen Unterschied, dass hierzulande die deutschen Soldaten letztlich nicht auf die eigenen Leute geschossen haben. Allerdings konnte das niemand vorher wissen, die Opposition im Osten ist also mit der berechtigten Sorge auf die Straße gegangen das eigene Leben zu riskieren – selbst wenn im Endeffekt niemand im Zuge der Revolution gestorben. Das es auch ganz anders hätte ausgehen können, wenn alle ihre Befehle befolgt hätten ist aber eine Story für den 09. November.
2. Näher zu Hause, in Polen, finden am 04. Juni die ersten freien Wahlen nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Frei heißt in diesem Zusammenhang allerdings erst einmal, dass im Parlament 35% der Sitze frei vergeben werden, während 65% weiter von den Kommunisten belegt werden. Die aus einem unabhängigen Gewerkschaftsbund hervorgegangene Solidarnosc gewinnt nicht nur alle 161 verfügbaren Sitze in der ersten Kammer sondern sichert sich auch 99 von 100 Sitzen im wieder eingesetzten Senat, der zweiten Kammer.
Ein Tag also mit sehr widersprüchlichen Signalen für Oppositionsbewegungen weltweit. Einerseits sind da die chinesischen Kommunisten, die der Welt zeigen, dass es nur in Tod und Leid endet, wenn man sich mit ihnen anlegt. Andererseits haben wir Polen, dass der Welt vor Augen führt, wie schnell sich Dinge ändern können sobald die Herrschenden sich Blößen geben und zu Kompromissen gezwungen werden. Ein fundamentaler Unterschied der beiden Länder ist in der Rolle der Sowjetunion (SU) zu sehen. Bis vor kurzem erfreuten sich die Ostblockländer des Warschauer Paktes nur einer eingeschränkten Souveränität. In Sicherheits- und militärischen Fragen, hatte die SU das letzte Wort. Nachdem diese Instanz durch die Reformen Gorbatschows wegfiel, wurde es für die kommunistischen Machthaber ungleich schwerer ihren Einfluss zu sichern.
In der Vergangenheit (Deutschland ’53, Ungarn ’56 oder in der CSSR 1968) sind im Falle von “Aufständen” früher oder später sowjetische Truppen erschienen und haben die Sache erledigt, ohne dass sich die lokalen Würdenträger, die Finger schmutzig machen musste. Nun auf einmal fiel diese Versicherung weg und es hätten letztlich deutsche, polnische und tschechische Soldaten den Abzug betätigen müssen. China hingegen hat die eigene Unabhängigkeit immer konsequent verteidigt und sieht sich selbst als nicht abhängig von der internationalen öffentlichen Meinung. Man könnte also sagen, der frühere Klammergriff der Sowjetunion und seine zu plötzliche Lockerung waren eine der Voraussetzungen für den Verlauf des Jahres 1989.